Nach einer Zahnentfernung kann es, wie prinzipiell nach jedem operativen Eingriff, zu einer Nachblutung kommen. Wir möchten Ihnen deshalb einige Informationen zu Blutungs-Ursachen und einige Tips
zur Vermeidung einer Nachblutung an die Hand geben. Nachblutungen nach Zahnentfernung treten als Früh- und Spätblutungen auf.
1. Frühblutungen:
Die meisten örtlichen Betäubungsmittel, die Ihr Zahnarzt verwendet, enthalten eine Substanz (meist Adrenalin), welche die Gefäße verengt. Dieser Effekt ist gewünscht, da das örtliche
Betäubungsmittel hierdurch länger am Ort bleibt und wirken kann. Außerdem besteht für operative Eingriffe der Vorteil einer örtlichen Blutleere. Ebenso wie die Betäubungswirkung zurückgeht, läßt
auch diese Gefäßengstellung nach, und es tritt zeitlich begrenzt eine vermehrte Durchblutung (reaktive Hyperämie) ein.
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Dieser Effekt kann in den ersten Stunden nach einer Zahnentfernung zu einer Nachblutung führen, die deshalb „Frühblutung‟ genannt wird. Mit der Normalisierung der vermehrten Durchblutung in
dem Gewebe um die Wunde ist meist auch die Blutungsursache verschwunden. Deshalb können diese Blutungen oft durch örtlichen Druck (Aufbeißen auf Tupfer oder sauberes Stofftaschentuch)
gestillt werden. Wenn dies nicht ausreicht, werden weitergehende Maßnahmen von Ihrem Zahnarzt individuell vorgenommen (Übernähung der Wunde, Einlage von blutstillenden Medikamenten,
Herstellung von dauerhaften Druckverbänden).
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2. Spätblutungen:
Von diesen „Frühblutungen” können „Spätblutungen” unterschieden werden, die erst einige Tage nach dem Eingriff auftreten. Nach einer Zahnextraktion verfestigt sich in der Wunde das Blut zu einem
Koagel, das die Wunde schützt. Dieses Blutkoagel wandelt sich langfristig in Bindegewebe um, aus dem später neuer Knochen und Schleimhaut entsteht. Durch Eintritt von Keimen in die Wunde oder
durch Verletzung (Nikotin, harte Speisen, Einsatz der Zahnbürste an der Wunde) geht das Koagel, und damit der äußere Abschluß der Wunde verloren, so daß eine Blutung auftreten kann. Eine gezielte
und längerfristige Nachbehandlung, gegebenenfalls auch eine erneute Operation der Wunde (Revision) durch den Zahnarzt kann dadurch notwendig werden.
3. Blutungsneigungen:
Patienten mit Blutungsneigung sind nach Zahnentfernungen besonders gefährdet. Deshalb erfragt Ihr Zahnarzt vor der Behandlung, ob eine Veränderung der Blutgerinnung vorliegen kann. Die für die
Praxis wichtigsten Blutungsneigungen sind im Folgenden aufgeführt:
3.1. Durch Medikamente ausgelöste Blutungsneigungen:
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Bestimmte Allgemeinerkrankungen machen eine Blutverdünnung notwendig. Hierzu gehören Thromboseneigungen und Gefäßverengungen, aber auch bestimmte Operationen, wie Gefäßersatz (Bypass) oder
Herzklappenersatz. Die wichtigsten dieser Medikamente sind Marcumar und Acetylsalicylsäure (ASS). Beide Medikamente dürfen für einen operativen Eingriff nicht ohne ärztliche Überwachung
reduziert werden. Bei Zahnextraktionen werden deshalb besondere Maßnahmen vorgenommen, die gegebenenfalls einen stationären Klinikaufenthalt erforderlich machen.
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3.2. Klassische Bluterkrankheit (Hämophilie):
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Die klassische Bluterkrankheit ist eine angeborene Gerinnungsstörung, die je nach der Restaktivität des betroffenen Gerinnungsfaktors von ‚harmlos‘ bis ‚bedrohlich‘ eingestuft werden kann.
Die Häufigkeit liegt bei zirka 1 Erkrankung auf 20.000 Menschen. Eine kombinierte Blutungsneigung, die sowohl die Gerinnungsfaktoren als auch die Blutplättchen betrifft, ist ähnlich der
klassischen Bluterkrankheit vererbbar und auch bei ihr ist das Blutungsrisiko individuell, je nach Ausprägung der Störung., sehr verschieden.
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3.3. Störung der Blutplättchen (Thrombozyten):
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Die Blutplättchen legen sich bei einer Blutung in großen Mengen eng aneinander (Aggregation) und fördern die Stabilisierung des Blutkoagels und dessen Anheftung am Wundrand. Störungen der
Blutplättchen(funktion) können viele Ursachen haben. Am wichtigsten ist die Verminderung der Anzahl (Thrombozytopenie); bei starker Verminderung werden erhebliche Begleitmaßnahmen auch schon
bei kleinen Eingriffen notwendig.
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3.4. Blutungsneigung als Nebeneffekt einer anderen Erkrankung:
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Da die meisten wichtigen Gerinnungsfaktoren in der Leber produziert werden, kann eine fortgeschrittene Leberfunktionsstörung (Leberzirrhose) ebenfalls die Ursache einer Blutungsneigung sein.
Daneben können Medikamente (z.B. Chemotherapeutika) als Nebenwirkung eine Blutungsneigung auslösen. Gegenüber Früh- und Spätblutungen sind krankhafte Blutungsneigungen wesentlich seltener.
Ihr Zahnarzt bewertet für jeden Patienten das individuelle Risiko einer Nachblutung und bereitet bei Vorliegen einer Blutungsneigung gegebenenfalls zusätzliche Maßnahmen vor (z.B. Herstellung
einer Verbandplatte oder Bluterschiene). Bei der Zahnentfernung können außerdem Wundtamponaden oder Wundverklebungen (Fibrin-Kleber) eingesetzt werden. Ihr Zahnarzt beantwortet Ihnen gerne
weitergehende Fragen zum Thema Nachblutungs-Risiko. Andererseits ist er dringlich auf Ihre Mithilfe angewiesen, um über Medikamente und Grunderkrankungen unterrichtet zu sein.
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K. A. Grötz, Mainz